Bodensee-Königssee-Radweg
Warum wir so etwas tun:
Da wir immer wieder die Frage zu hören bekommen: „Warum macht ihr sowas?“ hier mal eine kurze Einleitung. Wen das nicht so interessiert, der möge gleich zum Tag 1 weiterscrollen.
Eines schönen Tages im Februar oder März dieses Jahres, blätterte ich so in einer Radsportzeitung und fand einen Artikel über den Bodensee – Königssee – Radweg. Da wir uns vorgenommen hatten unseren Sommerurlaub wieder auf dem Fahrrad zu verbringen, führte dieser Bericht dazu, dass der Radweg in die engere Auswahl fiel. Alternativen wären der Donauradweg, der Bodenseeradweg oder auch der Nordseeradweg gewesen. Alles schöne Strecken, aber da sie eher flach sind, sind sie natürlich auch sehr überlaufen (oder besser überfahren).
Wir einigten uns also darauf, uns am Bodensee – Königssee – Radweg zu versuchen.
Unseren Fitnesszustand schätzten wir als gut genug ein, wir hatten ja auch beide schon einige tausend Kilometer auf dem Rennrad hinter uns in diesem Jahr. Dabei ist natürlich der erhebliche Gewichtsunterschied nicht zu verachten. Unsere Rennräder wiegen um die 9kg und unsere Trekkingräder allein ca. 13kg plus sagen wir mal 25 bis 30 kg Gepäck. Da kann man sich in etwa vorstellen, wie viel schwerer das dann ist.
Zur Erläuterung: der Bodensee liegt auf 400 m über dem Meer, der höchste Punkt der Strecke lag auf 1000 m und der Königssee dann auf gut 600 m ü. NN. Es geht also mehr nach oben als nach unten!
Mein Weg führte mich in der Vorbereitung dann natürlich auch in die Buchläden der Stadt und ins Internet, um herauszufinden wie wir am besten Übernachten könnten. Auf den ersten Blick schien mir die Zeltplatzdichte an der Strecke nicht ausreichend zu sein, um jede Nacht einen Zeltplatz zu erreichen. Und nur um dann die Hälfte der Nächte im Zelt zu schlafen, hätte es sich auch nicht gelohnt, das Mehrgewicht die ganze Zeit mitzuschleppen.
Und dann stand da ja noch das Problem der Einreise ins innerdeutsche Ausland: Bayern! Wer weiß ob wir überhaupt eine Einreisegenehmigung bekommen? ☺ Aber auch dieses Problem löste sich von allein. Wir übten einfach etwas weniger sächsisch zu reden und so fielen wir nicht mehr so auf.
Nach einem Blick in die Radwegbeschreibung vom Esterbauer Verlag, besser bekannt unter dem Namen Bikeline (siehe Bild), zeigte sich aber, dass die Sorge unbegründet war. Die Abstände zwischen Zeltplätzen betrugen zwischen 10 und 70 km. Dadurch konnte man eigentlich immer geeignete Etappenlängen finden.
Nun galt es trotzdem noch zu entscheiden, nehmen wir mehr Gepäck mit und schlafen günstig im Zelt, oder sparen wir Gewicht und übernachten teuer in Gasthöfen oder Pensionen. Unser Geiz siegte und damit stand die Wahl fest.
Da dies nicht unser erster Radurlaub war, hatten wir bereits den meisten Teil der Ausrüstung. Wenn man sich eine solch anspruchsvolle Strecke vornimmt, dann denkt man aber noch mehr als sonst darüber nach, was muss ich wirklich mitnehmen. Jedes Kilogramm, das man einsparen kann, macht es einem am Berg dann leichter.
Ebenfalls aus unseren bisherigen Radurlauben hatten wir gelernt, dass es absolut sinnvoll ist, mindestens einen Erholungstag pro Woche einzuplanen. Da passte es ganz gut, dass wir in München bei guten Freunden noch etwas einzulösen hatten. Es war also auch erforderlich, etwas mehr Alltagskleidung mitzunehmen als sonst nötig.
Der nächste Schritt war die Planung der Hin-und Rückreise. Ohne Auto bleibt im Normalfall immer die Deutsche Bahn als Transportmittel für längere Strecken übrig. Da wir beide im Besitz einer Bahncard sind, ist es im Allgemeinen auch nicht wirklich teuer. Also nachgeschaut wie die Verbindungen so sind: von Dresden nach Lindau benötigt man ca. 10 Stunden mit mehreren Umstiegen. Ankunft am späten Nachmittag. Na und wenn wir schon mal am Bodensee sind, dachte ich mir, können wir auch noch ein Stück daran entlang radeln.
Also buchte ich die Tickets nicht nach Lindau sondern nach Friedrichshafen. Das dauerte genauso lange und man musste einmal weniger umsteigen. Für den Rückweg bot es sich an von Berchtesgaden abzufahren. Also auch dafür noch ein Ticket besorgt und gut. Ach nee, die Fahrräder brauchen ja auch noch ein Ticket, also mal wieder zum Bahnhof gefahren, da es nicht möglich ist, eine Fahrradkarte im Internet zu kaufen. Wie das nervt!!! Da könnte ich mich jetzt seitenweise darüber auslassen, aber das erspare ich euch hier mal.
1. Tag – Anreise Dresden – Friedrichshafen – Lindau
Also dann, am 19.07.2007 ging es gegen 6:45 Uhr zu Hause los.
Die Fahrräder waren beladen und wir machten uns auf den Weg zum Hauptbahnhof.
Der Zug fuhr 7:13 Uhr ab und wir hatten die Ehre in Nürnberg, Augsburg und Ulm umzusteigen. Dies ist immer wieder sehr anstrengend, vor allem auf kleinen Bahnhöfen, auf denen es keine Fahrstühle, Behindertenrampen oder wenigstens Transportbänder an den Treppen gibt. Dann heißt es nämlich das Rad zunächst die Treppen runter rumpeln lassen (langsam natürlich, es sind ja meist auch noch andere Menschen auf der Treppe unterwegs und die würden sich über ein 50 kg Geschoss auf zwei Rädern nicht freuen).
Dann muss man die Treppe ja auch wieder rauf. Dafür trägt man das Rad dann am besten. Das ist immer wieder eine Herausforderung. Lustig wird es, wenn ein netter Passant auf die Idee kommt, Claudia zu helfen. Sie wartete immer unten auf mich, bis ich mein Rad oben hatte. Dann kam ich wieder runter, um ihr Rad zu tragen. Meist konnte sie die Leute, die ihr helfen wollten abwimmeln. Die hätten sich damit nämlich erstens keinen Gefallen getan und zweitens wahrscheinlich nie wieder jemandem geholfen. Etwas Übung beim Tragen eines ca 50 kg schweren und sperrigen Fahrrades ist nämlich schon nötig.
In Augsburg hatten wir eine Stunde Aufenthalt, dass gab uns die Möglichkeit zu Mittag zu essen. Gegen 17 Uhr kamen wir wie geplant in Friedrichshafen an und fuhren zunächst direkt an den Bodensee.
Unsere Beine waren schwer und träge vom langen Sitzen und so kam es uns sehr recht, dass wir erst mal 30 km locker nach Lindau radeln konnten. Vorbei an nicht enden wollenden Obstplantagen (meistens Äpfel) und immer wieder mal mit Blick auf den See.
Der Radweg ist auf dem Teilstück wenig asphaltiert, aber die Schotterwege fuhren sich auch gut.
Sämtliche Seepromenaden in den sehr schönen Orten sind allerdings offiziell für Radfahrer gesperrt. Das ist sicher auch sinnvoll im Sinne der Fußgänger, hat uns aber nicht davon abgehalten, hier und da mal einen kurzen Abstecher zu machen. Langsam und vorsichtig versteht sich. Trotzdem bekommt man dann immer mal einen bösen Blick zugeworfen. Aber das stört mich nur in den seltensten Fällen.
Nach ca. 30 km erreichten wir Lindau. Wir fuhren aber zunächst einmal nur hindurch. Wir wollten dann doch erst einmal auf den Zeltplatz. Dort angekommen, bauten wir schnell das Zelt auf (es handelt sich hierbei um eines von der Firma Rejka und trägt den klangvollen Namen Zatara, ich erwähne das, weil wir sehr zufrieden mit diesem Zelt sind) und pusteten unsere Luftmatratzen auf. (Über ein zukünftiges Sponsoring sollte man mal verhandeln!)
Anschließend wurde gekocht und dann freuten wir uns auch schon über eine schöne Dusche.
Als ich vom Duschen zurückkam, stellte ich fest, dass die eine Luftmatratze plötzlich wieder
etwas leer aussah. Da ich mir ziemlich sicher war, dass ich sie straff aufgeblasen hatte, ahnte ich schon schlimmes. Doch die Suche nach einem Loch blieb zunächst ergebnislos, aber die Luft blieb auch nach erneutem Aufblasen nicht in der Matratze. Also schliefen wir eine Nacht abwechselnd auf der leeren Matratze und zwar eher schlecht als recht!
Die technischen Daten des ersten Tages:
• Streckenlänge und Fahrzeit mit dem Zug: 730 km -9 h 45 min
• Streckenlänge und Fahrzeit mit dem Fahrrad: 34 km -2 h 05 min (reine Fahrzeit)
2. Tag – Von Lindau bis zum Großen Alpsee (Immenstadt)
Der nächste Tag begann, nachdem wir nicht besonders gut geschlafen hatten (wegen der kaputten Lumatra), bei strahlendem Sonnenschein. Ich packte mir das Teil also, blies es noch einmal auf und ging damit zum See. Ich wollte sie nun endgültig ertränken, da sie uns die Nacht so gequält hatte. Also drückte ich sie kräftig unter Wasser, aber so richtig wollte sie nicht unten bleiben.
Nee ich wollte natürlich wissen, wo denn das blöde Loch nun ist, damit ich es vielleicht Flicken kann. Zu meiner Enttäuschung musste ich feststellen, dass die gesamte Naht an einer Seite viele kleine Löcher aufwies. Da war nix mehr zu flicken, die war hinüber. Also zurück zum Zelt und erstmal frische Brötchen geholt.
Nach einem gemütlichen Frühstück packten wir unsere Ausrüstung wieder zusammen.
Ein Ritual welches uns jeden Morgen beschäftigte und bei dem inzwischen jeder so seine Aufgaben hatte. Trotzdem schafften wir es nie wirklich vor 10 Uhr auf dem Rad zu sitzen, obwohl der Wecker gegen 7 Uhr klingelte. Unser erster Weg ging nach Lindau zurück, denn noch eine Nacht wollten wir nicht auf einer leeren Luftmatratze schlafen. Ersatz musste also her! Also ab in die Stadt und auf die Insel (den schönsten Teil von Lindau).
Dort angekommen erfreuten wir uns an den schönen Häusern und der fast mediterran wirkenden Seepromenade mit der schönen Hafeneinfahrt.
Die Leute, die wir nach einem Sport- oder Wanderladen fragten, waren alle sehr freundlich und versuchten nach ihren Möglichkeiten uns zu helfen. Für uns stand fest, Lindau ist einen längeren Aufenthalt wert. Wir werden uns dieses schöne Städtchen auf jeden Fall noch einmal näher ansehen.
Irgendwann fanden wir einen guten Laden und ich kaufte eine neue Schlafunterlage. Damit hatte ich gleich 750 g mehr Gepäck, da ich die kaputte nicht einfach wegwerfen, sondern sie zu Hause reklamieren wollte.
Die Ausrüstung war also wieder komplett und so konnten wir uns endlich auf den eigentlichen Weg machen. Auf ging´s in Richtung Königssee. Dieses Schild sollte uns für die nächste Zeit die Richtung weisen.
An der ersten Kreuzung bogen wir trotzdem gleich einmal rechts statt links ab und standen direkt in Österreich. Damit hatten wir dieses Land erobert und hielten das auf einem Bild fest.
Man sieht deutlich, wer die letzte Nacht wohl auf einem Supermannheft geschlafen hatte.
Wie man dem Streckenprofil entnehmen konnte, sollte es an diesem Tag gleich einmal schön berghoch gehen. Wir mussten ja irgendwie aus dem Bodenseebecken heraus. Die ersten 29 km ging es also nur bergauf, unterbrochen nur von kurzen Flachstücken.
In Hergatz kamen wir an einem kleinen Dorfplatz an. Es war Mittagszeit und wir konnten einen kleinen Imbiss gut gebrauchen.
Zudem betrug die Temperatur sicher über 30 °C und wir hatten schon beide unsere Trinkflaschen leer getrunken. Auf einer Seite des Dorfplatzes gab es einen kleinen Laden namens „Käse-Glocke“.
Der leicht überhitzte Motorradfahrer, der bereits vor dem Laden saß, empfahl uns einen Becher frische, kalte Buttermilch. Da dies nicht mein Lieblingsgetränk ist, folgte nur Claudia diesem Rat.
Im Laden war es im Vergleich zu draußen eiskalt und roch herrlich nach frischem Käse. Ich ließ unsere Flaschen mit Wasser füllen und kostete während der Verkäufer weg war von den leckeren Leckereien auf dem Tresen. Und das schmeckte!!! Also nahm ich gleich noch ein ordentliches Stück Käse mit, dazu den Becher Buttermilch und so konnten wir es uns draußen im Schatten schmecken lassen.
Derart gestärkt ging es weiter bergan bis nach Maria Tann und Edelitz. Die Strecke folgte weitgehend ruhigen, kleinen Straßen und so störten wir niemandem mit unserem Schneckentempo. Wir bekamen also unser ganzes Gepäck zu spüren und zwar bei jeder Kurbelumdrehung.
Hinzu kam die Sonne, die uns den Rest geben wollte. Aber mit ausreichendem Trinken und häufigen Pausen im Schatten schafften wir es.
Nach Edelitz folgte eine steile Abfahrt, auf der ich froh war, bei Claudias und meinem Rad noch neue Bremsbeläge montiert zu haben. Es ging durch einen schattigen Wald und die kühle Luft kam uns sehr recht, wenn auch nur sehr kurz.
Wir kamen an einem hübschen kleinen Schlösschen vorbei und hielten kurz an, dann ging es weiter steil bergab.
Unten angekommen traf uns die Hitze wieder wie der Schlag, aber es half nichts, wir wollten den großen Alpsee erreichen und kämpften uns weiter hinauf bis nach Stiefenhofen. Leider kam uns dabei noch ein langer und fast schon zu steiler Anstieg in den Weg, der uns alles abforderte. Trotz einigen Zwischenstopps (die sich gut durch eifriges Fotografieren rechtfertigen ließen) wurde nicht geschoben. Man muss sich ja auch noch Möglichkeiten für die nächsten Tage offen halten.
Irgendwo fuhren wir an einem kleinen Fluss entlang und nachdem uns die Sonne so zugesetzt hatte, war eine Abkühlung notwendig. Gesagt getan, rein mit den Füßen. Die Abkühlung war genial, auch wenn man nicht lange drin bleiben konnte, weil das Wasser wirklich extrem kalt war.
Von Stiefenhofen ging es über Oberstaufen mit leichtem Gefälle nach Thalkirchdorf, wo wir für den Abend einkaufen wollten. Vor einem Restaurant zwang sich ein Schild in mein Blickfeld, auf dem ein leckeres Radlermenü zum fairen Preis angepriesen wurde. Also rein in den Laden und hingesetzt. Auf die Frage nach dem Radlermenü meinte der Wirt, das gäbe es nur bis 16 Uhr und in begrenzter Stückzahl. Heute sei es leider schon aus.
Na gut, dachten wir uns, sind wir ihm eben auf den Leim gegangen. Weil wir einmal saßen, haben wir uns einen guten Salat und eine Allgäuer Käsesuppe gegönnt und fuhren das letzte Stück am See entlang bis zum Zeltplatz.
Es begann leicht zu regnen und wir mussten uns auch noch beeilen. Auf dem Zeltplatz angekommen bezahlten wir und wurden auf ein Stück Wiese zwischen zwei Dauercampern verwiesen, die an dem Abend glücklicherweise nicht da waren.
Mit dieser Art Urlaubskultur hatte ich bisher noch keinen näheren Kontakt und hatte nicht vor, daran etwas zu ändern. Ich finde die kleinen Vorgärten, Zäune und Gartenzwerge, die da einige vor ihren Wohnwagen aufbauen nämlich eher seltsam. Auch darüber könnte ich mich jetzt seitenweise auslassen, aber auch das bleibt euch erspart!
Es gelang uns jedenfalls noch das Zelt im Trockenen aufzubauen, bevor ein satter Schauer auf die Plane prasselte. Teilweise so laut, dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstand. Dieser Schauer war nur kurz, so dass wir duschen gehen konnten und uns dann noch am Zeltplatzrestaurant niederließen, um einen kleinen Snack in Form einer Pizza zu genießen und etwas zu lesen.
Der Zeltplatz war gut gefüllt und selbst die Wiesen außerhalb waren voll mit Zelten und Wohnmobilen. Der Grund dafür war eine Triathlonveranstaltung am nächsten Morgen. Die ganzen Athleten beäugten sich von oben bis unten, wahrscheinlich um festzustellen, wie dieKonkurrenz so drauf ist. Einige Blicke fielen auch auf mich, aber ich konnte die meisten beruhigen, indem ich ihnen erklärte, dass ich ihnen den Platz ganz oben auf dem Treppchen nicht streitig machen würde, da ich meine Schwimmärmel nicht mit hätte. Sie glaubten mir und zogen von dannen. ☺
In der Nacht gab es einen weiteren kräftigen Schauer begleitet von vielen Blitzen und heftigem Donnern, der von den umliegenden Bergwänden widerhallte. Aber wir lagen im Trockenen auf unserer neuen Luftmatratze und schliefen erschöpft ein.
Die technischen Daten der ersten Etappe:
• Streckenlänge: 80 km
• Fahrzeit: 5 h 20 min (reine Fahrzeit)
3. Tag – Von Immenstadt bis nach Brunnen (Forggensee)
Heute stand die Königsetappe auf dem Programm (und das schon am zweiten Tag) und zwar mit dem Höchsten Punkt der Tour auf 1000 m über dem Meer. Aber dazu später mehr.
Es hatte aufgehört zu regnen, war aber trotzdem noch bewölkt und nicht zu warm. Wir hatten gut geschlafen und ich machte mich auf, um Brötchen zu kaufen.
Da Claudia noch etwas länger schlafen wollte, machte ich noch einen kleinen Spaziergang hinunter zum See, wo die Vorbereitungen für den Triathlon im vollen Gange waren.
In der Wechselzone standen sicher um die 500 Fahrräder. Ziemliches Hightech Material war da dabei, also recht interessant anzusehen. Am Ufer wurde ein Heißluftballon aufgeblasen, wahrscheinlich damit die Schwimmer nach knapp 2 km das Ziel sehen konnten.
Ich fand, dass man sich schön an den See setzen könnte zum Frühstück und ging zurück zum Zelt, um Claudia davon zu überzeugen.
Das gelang und wir machten uns mit unserer Verpflegungstasche auf, um es uns auf einer Bank schmecken zu lassen.
Und es schmeckt sehr gut, wenn man dabei anderen zusehen kann wie sie sich im kalten Wasser abmühen.
Nachdem wir fertig waren, gingen wir zurück zum Zelt und begannen mit dem Einpacken.
Gegen 10:30 Uhr saßen wir wieder auf dem Rad.
In Immenstadt kauften wir noch die Verpflegung für den Tag ein und machten uns auf den schweren Weg. Es ging gleich wieder hinauf Richtung Rettenberg und Kranzegg. Dann folgte eine kleine Abfahrt hinunter Richtung Rottachsee. Aber gleich drauf ging es richtig hoch.
Bei einer kleinen Pause (was muss das muss, nicht wahr) kam ein älterer Herr vorbei. Er war ebenfalls auf dem Weg Richtung Königssee, hatte aber nicht mal halb so viel Gepäck dabei wie wir. Er meinte, er übernachtet in seinem Alter lieber in Gasthöfen und nicht mehr im Zelt. Wir trafen ihn nachher noch einmal am steilsten Stück wieder.
Den Rottachsee konnten wir also nicht groß genießen, denn die Steigung war so steil, dass ich das erste Mal darüber nachdachte, ob man nicht auch ein Stück schieben könnte. Nach jeder Kurve erhoffte man das Ende zu sehen, aber es kam nicht.
Irgendwann war der Wald dann zu Ende und man kam auf ein Plateau. Eine Bank rechts, ich blickte mich um, die Aussicht war gut, mein Magen knurrte, also abgesattelt und Mittag gemacht.
Aber halt, jemand fehlte… achso ja Claudia kämpfte noch mit sich und dem Anstieg. Als sie kurz nach mir ankam, sah ich sofort, dass ich sie besser nicht frage wie es ihr geht. In solchen Situationen kommt das nicht so gut. Das habe ich inzwischen gelernt.
Und dass obwohl mir eine Menge lustiger Sprüche eingefallen wären, wie z.B. „Hat deine Bremse am Berg geschliffen, oder warum warst du so langsam?“. Aber damit hätte ich mir sicher keinen Gefallen getan.
Interessant ist, dass auch ich, wenn ich oben ankam, meist nicht mehr Reden konnte. Was aber nicht auffiel, weil ja keiner zum Reden da war. Bis Claudia dann oben war, hatte ich mich immer erholt und so sah es sicher so aus, als wäre mir der Berg nicht schwer gefallen. Das war bestimmt auch manchmal demotivieren, deshalb an dieser Stelle die Richtigstellung dieses Sachverhaltes.
Wenig später konnte sie dann doch wieder sprechen und war mit dem Rastplatz einverstanden. Also gab es erstmal Mittag.
Wir hatten noch leckeren Schinken (den uns meine Eltern aus ihrem Urlaub mitgebracht hatten) dabei, der hat uns nach der Anstrengung besonders gut geschmeckt.
Man lebt meist schon sehr gut auf solchen Touren, vor allem weil man auch immer viel Hunger hat.
Nach der Rast und einem kleinen Stromschlag für Claudia (Nein sie brauchte keine Widerbelebung sondern kam aus Versehen mit dem Kopf an einen Weidezaun, welcher direkt hinter der Bank gespannt war und auch noch Strom führte), ging es weiter.
Der höchste Punkt war noch nicht erreicht, also weiter hinauf. Das kleine Örtchen Haag, liegt ziemlich genau auf 1000 m über NN und stellte damit den höchsten Punkt unserer Tour dar.
Oben angekommen beglückwünschten wir uns dazu und zogen uns erst einmal warm an. Die Abfahrt führte uns durch einen Ort mit dem seltsamen Namen Oy und dann nach Nesselwang.
Ich hatte den alten Herrn noch gefragt, wo es denn die nächste Käserei geben würde und er meinte hinter Nesselwang schon mal so etwas gesehen zu haben. Wir hatten Geschmack an frischem Käse gefunden und so hielt ich am Ortsausgang Ausschau. Und tatsächlich, es war auch nicht mehr weit.
Leider handelte es sich nicht um eine gemütliche kleine Käserei, sondern eher um eine für Touristen gebaute, große Filiale. Offenbar geeignet, um ganze Busladungen von Leuten abzufertigen. Das Angebot beschränkte sich auch nur auf ca. 4 oder 5 verschiedene Sorten für viel zu viel Geld. Aber wir nahmen trotzdem drei Stücke mit.
Von Nesselwang aus, ging es wieder ein Stück hinauf bis nach Zell. Die folgende Abfahrt führte uns dann Richtung Hopferau, wo wir überlegten, ob wir den dortigen Zeltplatz ansteuerten oder noch weiter bis an den Forggensee nach Füssen fahren.
Die Entscheidung fiel auf weiterfahren. Das Profil sagte uns, dass keine weiteren Steigungen mehr zu erwarten waren. Das war dann auch so und wir rollten gemütlich ins Tal und erreichten Füssen.
Auf die Frage, wie wir zu dem eingezeichneten Zeltplatz finden, bekamen wir zu hören, dass es da noch nie einen Zeltplatz gegeben hat. Ich glaubte dies zwar nicht, wir fuhren aber trotzdem weiter und aus der Stadt wieder hinaus, um dann am See zu zelten.
Der Weg von Füssen bis in das kleine Örtchen Brunnen führte uns noch durch Schwangau und am Bergrand konnte man die beiden Königsschlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau sehen.
Über den Bergen zogen jedoch dunkle Wolken auf und so fuhren wir lieber gleich nach Brunnen. Dort angekommen fing es an zu regnen und ich fragte den überaus freundlichen Platzwart, ob wir erst aufbauen können und uns dann anmelden.
Er war aber der Meinung, dass ich zunächst auf dem Zelthügel nachsehen soll ob noch Platz ist, dann zurückkommen soll, um zu bezahlen und wir erst dann aufbauen können.
Diese Meinung setzte er zu meinem Ärger auch durch und ich eierte mit letzter Kraft auf den Hügel, um festzustellen, dass da für unser kleines Zelt mehr als genug Platz war. Also zurück, freundlichst bezahlt und dann erst mal den Schauer abgewartet.
Als er vorbei war bauten wir das Zelt auf und Claudia ging duschen. Ich beschloss am See zu kochen, auch auf die Gefahr hin, dass ich beim nächsten Schauer flüchten muss. Als Claudia fertig war, waren es die Nudeln auch und wir konnten unsere Stärkung mit Blick auf den See genießen.
Auch dieser Zeltplatz bestand zu 85 % aus Dauercampern. Das nimmt wirklich überhand auf den Zeltplätzen. Keine Ahnung warum. Diese hatten wohl noch nicht so oft jemanden direkt am See kochen gesehen. Umso genauer beobachteten sie mich jetzt. Da fühlt man sich gleich ein bisschen wie Tim Mälzer und Co. OK, ganz so gut hat es dann vielleicht doch nicht geschmeckt.
Von unserem Zelthügel hatten wir eine gute Sicht sowohl auf den See, als auch auf die Berge und die Königsschlösser.
Der Platzwart tauchte wohl noch einmal auf und erklärte, dass ein Unwetter nahen würde und wir unsere Zelte sichern sollten. Das tat ich dann auch. Es war aber lediglich ein kräftiger Regenschauer, begleitet von einigen Blitzen und bisschen Donner. Dabei konnten wir dann ganz gut einschlafen.
Die technischen Daten der zweiten Etappe:
• Streckenlänge: 70 km
• Fahrzeit: 4 h 15 min (reine Fahrzeit)
4. Tag – Von Brunnen am Forggensee bis nach Kochel am See
Neuer Morgen, neues Glück. Es hatte aufgehört zu regnen, aber die Wolken hatten sich noch nicht verzogen. Also erst mal das übliche, waschen gehen, Brötchen kaufen und dann gemütlich frühstücken.
Aus Mangel an Sitzgelegenheiten im Freien, aßen wir eben im Zelt. Ist nicht so schön, aber geht auch mal. Danach wurde das Außenzelt erstmal zum Trocknen aufgehängt. Bisher hatten wir ja immer Glück, dass wir alles trocken einpacken konnten. So auch dieses Mal.
Gegen 10 Uhr saßen wir wieder auf dem Rad uns warfen noch einen letzten Blick Richtung Neuschwanstein. Ja genau da ist es!!!
Wir werden es ein anderes Mal genauer besichtigen. Die Aussicht auf einen zusätzlichen Berg um da hin zu kommen sowie die Gewissheit, dass wir dort umgeben von hunderten Japanern usw. ankommen und unsere Fahrräder mit dem ganzen Gepäck abstellen müssten, hielten uns davon ab, es zu besuchen.
Also ging es weiter. Bis Trauchgau erst einmal schön flach und gemütlich. An einigen kleineren Seen vorbei. Das war ganz nett. Die Sonne ließ sich zwar zunächst nicht blicken, aber das störte uns nicht.
Von Trauchgau bis Altenau folgte der Weg dem Königsweg. Einem Wanderweg, der zu dem von König Ludwig II von Bayern errichteten Königshaus am Schachen führt. Das bedeutete aber auch, dass es einige Höhenmeter zu überwinden gab und der Weg eher aus Schotter und teilweise groben Steinen bestand. Durchaus fahrbar mit dem Trekkingrad, aber eben nicht ganz so leicht wie auf Asphalt.
Wir durchquerten ein paar trockene Flussbetten (Klingt als wären wir irgendwo in der Wüste unterwegs) und trafen dann aber auf einen kleinen Fluss, der unseren Weg ohne Brücke kreuzte.
Jemand hatte aber an der tiefsten Stelle ein Brett liegen gelassen, so konnten wir trockenen Fußes auf die andere Seite gelangen.
Ich ging zuerst und packte auf der anderen Seite die Kamera aus. Ich dachte mir, wenn sie vielleicht reinfällt, gibt es ein gutes Foto. Die Idee stellte sich jedoch nicht als besonders gut heraus, denn ich bekam den geballten Ärger zu spüren in den Worten: “ ANSTATT DU MIR MAL HILFST!!!“ Das tat ich dann natürlich auch gleich reumütig. Aber es hätte ja klappen können. Hmmm!!! (Beim nächsten Mal bin ich schlauer. Da stelle ich die Kamera ab und tu so als würde
ich ihr helfen, wobei ich sie dann aus Versehen reinschubse!!! )
Dann trafen wir noch eine Kuh, die da mitten im Wald stand und ein tolles Motiv abgab.
In Altenau angekommen, hatten wir dann wieder Asphalt unter den Rädern und wir fuhren durch bis Bad Kohlgrub. Auf dem recht ansehnlichen Dorfplatz beschlagnahmten wir eine Bank und packten unser Essen aus.
Nach dieser Mahlzeit ging es uns wieder gut und wir konnten uns auf den Weg machen. Das Streckenprofil verriet mir, dass es eine Weile ordentlich bergab gehen würde und ich empfahl Claudia, dass sie sich lieber die Windjacke drüber ziehen sollte. War auch wirklich besser, denn es ging einen recht feuchten Waldweg ziemlich zügig hinunter bis nach Grafenaschau.
Von da ging es weiter bis nach Eschenlohe, immer noch leicht bergab, aber nun wieder auf Asphalt. Kurz vor Eschenlohe kreuzten wir die Autobahn 95, die hier endet.
Einen kurzen Abstecher in den Ortskern nutzten wir zum Auffüllen der Trinkflaschen.
Dabei konnten wir eine alte Frau beobachten, die sehr gemütlich vor ihrer Tür saß, der Blasmusik aus der Wirtschaft nebenan lauschte und dabei Socken strickte. Das ist Bayern, dachten wir uns.
An der Loisach entlang ging es weiter über Ohlstadt nach Großweil. Es ging weiter leicht bergab und wir kamen unserem Tagesziel schon sehr nahe.
In Großweil bogen wir rechts Richtung Schlehdorf ab und hatten den Kochelsee eigentlich schon erreicht. Allerdings lag der Zeltplatz genau auf der anderen Seite des Sees.
Also fuhren wir noch eine halbe Runde drum herum. Durch Kochel am See hindurch der deutschen Alpenstraße Richtung Mittenwald folgend. Kurz vor dem Beginn der Kesselbergstraße (einem Teil der deutschen Alpenstraße, der wohl recht bekannt bei Motorradfahrern ist) bogen wir auf einen netten kleinen Zeltplatz ab.
Der Platzwart empfing uns freundlich und zeigte uns ein nettes Plätzchen direkt am Wasser. Ich bin da immer etwas skeptisch bezüglich der Mücken, aber damit hatten wir in diesem Urlaub fast gar keine Probleme. Er bot uns noch einen Tisch und zwei Stühle an und wollte uns auch noch sein restliches Grillgut vom Vortag verkaufen. Wir lehnten aber dankend ab und ich kochte uns einen Topf Nudeln mit Tomatensoße. Claudia bereitete noch einen schönen Salat mit dazu und unser Mahl war perfekt.
Claudia besuchte danach erst einmal die Dusche und ich ging ein Stück am See entlang und nahm die Kamera mit. Wenn ich mir den Himmel so ansah, war ein netter Sonnenuntergang zu erwarten.
Als Claudia dann frisch geduscht zurückkam, war es schon fast vorbei, aber ich hatte es ja auf den Bildern. Also besuchte ich die Duschen noch und hatte den ganzen Waschraum für mich allein. War eben nicht viel los auf dem Zeltplatz.
Der Platzwart meinte noch als wir ankamen: „Ja die Straße da vorn ist ab 9 Uhr am Abend fast tot, da fährt dann kaum noch einer lang und Motorräder am Wochenende sowieso nicht usw.…!“ Ich sag nur, er hat gelogen!
Aber wir haben trotzdem ganz gut geschlafen, nach dem radeln schläft man eigentlich immer wie ein Stein.
Die technischen Daten der dritten Etappe:
• Streckenlänge: 77 km
• Fahrzeit: 4 h 20 min (reine Fahrzeit)
5. Tag – Von Kochel am See nach Bad Tölz und von da per Zug nach München
Am nächsten Morgen weckte uns die Sonne, als sie sich über die Bergkuppen kämpfte. Ich machte mich also wieder einmal auf, um Brötchen zu holen. Diese mussten wir am Vorabend bereits bestellen und nun wollte ich sie abholen. Der freundliche Platzwart (also der, der uns belogen hatte) saß gerade selbst noch beim Essen und wollte wohl eigentlich nicht gestört werden. Er meinte, dass es die Brötchen erst ab 8 Uhr gäbe. Ich hatte sie aber schon liegen sehen und so hatte er ein Einsehen mit uns Radlern (wie er uns liebevoll nannte).
Frisch gestärkt machten wir uns auf den Weg in das nahe gelegene Wasserkraftwerk. Als Ingenieur für Kraftwerkstechnik hat man eben doch auch im Urlaub manchmal Interesse an technischen Dingen.
Claudia hatte erst keine richtige Lust, ließ sich dann aber doch überreden und kam mit. Wir fuhren also ca. 4 km weiter am See entlang und kamen dann am so genannten Walchenseekraftwerk an.
Hier das Laufrad einer Pelton Turbine. Das Wasser tritt dabei mit hohem Druck aus Düsen aus und trifft auf die becherförmigen Schaufeln des Laufrades. Dadurch wird dieses in Drehung versetzt und treibt über eine Welle einen Generator zur Stromerzeugung an.
Das Kraftwerk nutzt die 200 m Höhenunterschied zwischen Walchen-und Kochelsee. Der erzeugte Strom wird unter anderem an die deutsche Bahn geliefert. Der Betreiber E.on hat vor Ort eine Ausstellung zu ihren Wasserkraftwerken eingerichtet, die durchaus auch für einen Laien interessant ist. Wenn man also mal in der Gegend ist, kann ich einen kleinen Abstecher für technisch Interessierte Leute empfehlen.
Hier noch ein Blick in die Maschinenhalle des Kraftwerkes.
Wir hatten an diesem Tag viel Zeit, weil wir erst am späten Nachmittag in München sein wollten. Unser Ruhetag stand vor der Tür und unsere Beine signalisierten uns, dass sie den auch bitter nötig hatten. Erstes Ziel war also der Bahnhof in Bad Tölz.
Auf dem Weg dahin machten wir noch einen kleinen Abstecher in das Kloster Benediktbeuern im gleichnamigen Ort. Hier tagte offenbar gerade der Aufsichtsrat der E.on und es dauerte deshalb eine Weile, bis wir uns mit unseren Fahrrädern an den ganzen Nobelkarossen vorbeigeschlängelt hatten. Nicht ohne den einen oder anderen Kratzer … (Nee nicht wirklich!)
Wir drehten also eine Runde über den Innenhof des Klosters.
Dann sahen wir uns noch die sehr schöne Kirche an. Es war deutlich erkennbar, dass es sich um ein katholisches Gotteshaus handelt!
Dann ging es weiter, aber weil es gerade so schön war, haben wir uns gleich noch zum Mittagessen auf einer Bank mit herrlichem Ausblick niedergelassen.
Derart gestärkt ging es weiter, leicht ansteigend bis nach Bad Heilbrunn und von da nach Bad Tölz. Angekommen fuhren wir über die Isar, die sehr schöne Marktstraße in Richtung Bahnhof.
Auf dem Bahnhof organisierte ich Tickets für die Bayrische Oberlandbahn, mit der wir bis zum Münchner Hauptbahnhof fahren wollten. Die Bahn kam auch gleich und so stiegen wir mit unseren Rädern ein.
Leider wollten gleich zwei Schulklassen in die gleiche Richtung und wir ahnten schon schlimmes. Man stelle sich eine einstündige Zugfahrt vor, in der ständig, pubertierende Kinder von hinten nach vorn und da angekommen wieder von vorn nach hinten rannten. Das ganze begleitet von unglaublichem Geschrei und nervendem Gezeter.
Irgendwann hatten wir uns dann doch Sitzplätze erobert, nachdem schon die Stellplätze für unsere Fahrräder hart erkämpft werden mussten. Kurz und knapp, es war die zweitschlimmste Zugfahrt, an die ich mich erinnern kann. Die schlimmste hatten wir noch vor uns, aber dazu später mehr.
Irgendwann erreichten wir dann doch den Hauptbahnhof und nachdem ich uns einen Stadtplan gekauft hatte, machten wir uns auf den Weg zu Grit und Robin, bei denen wir die nächsten beiden Nächte verbringen konnten.
Wir hatten den Bahnhof gerade verlassen, da begrüßte mich eine nette Taube mit einem Schiss auf meine Schulter! Da wäre ich am liebsten gleich wieder in den Zug gestiegen und in die Berge gefahren. Na ja ganz so schlimm war es doch nicht, aber im Vergleich zu den Tagen zuvor, war München dann schon ein ganz schöner Schock. Nix mehr mit Bergen, frischer Luft und kleinen ruhigen Straßen. Stattdessen hektischer Verkehr, Abgase, viele Menschen und Lärm.
Wir fuhren an den Theresienwiesen vorbei, die diesen Namen wohl schon lange nicht mehr verdient haben. Hier wurden nach unserem Empfinden gerade irgendwelche Montagehallen für industrielle Zwecke aufgebaut.
Wie wir später erfuhren, handelte es sich dabei aber um die so genannten „Zelte“ des Oktoberfestes. Ich hatte es schon geahnt, aber nicht für möglich gehalten. Und damit war für uns auch klar, da müssen wir wirklich nicht hin. Aber wir gönnen jedem seinen Spaß!
Nachdem wir noch einiges an Grillgut eingekauft hatten, erreichten wir das Heim von Robin und Grit gegen 17 Uhr. Der Herr des Hauses war bereits da und wir mussten erst mal unter die Dusche springen. Wir hatten den Grillabend mit den beiden auf deren Hochzeit gewonnen und es war schön, dies mit unserem Urlaub zu verbinden.
Wir schliefen mal wieder auf in einem richtigen Bett, auch das war schön. Nochmals vielen Dank an euch beide!!!
Die technischen Daten der fünften Etappe:
• Streckenlänge: 44 km
• Fahrzeit: 2 h 35 min (reine Fahrzeit)
6. Tag – Ruhetag in München
Tja und wenn Ruhetag drüber steht, dann ist auch Ruhetag drin gewesen. Zumindest was das Radfahren anging. Die Räder blieben nämlich stehen und zur Sicherheit wurden die beiden direkt im Keller eingeschlossen, damit sie nicht auf dumme Gedanken kommen.
Wir Frühstückten also zunächst gemütlich mit unseren beiden Gastgebern, die so nett waren und ihre Arbeitszeiten etwas nach hinten verschoben.
Dann machten wir uns auf, um München etwas zu erkunden. Also ab zur nächsten U-Bahnstation und in die Innenstadt. Nach kurzer Orientierungslosigkeit gaben wir uns unserer Shoppingleidenschaft hin und besuchten das eine und auch noch das andere Kaufhaus.
Viel kaufen konnten wir nicht, das hätten wir ja sonst noch die nächsten Tage mit schleppen müssen. Ein kleiner Abstecher führte uns auf den Südturm der Münchner Frauenkirche.
Die dafür zunächst zu überwindenden 87 Stufen, ließen uns den Grund unseres Ruhetages auch gleich wieder spüren.
Aber aktive Erholung mit leichter Belastung ist eh am besten!!! Man hat vom Turm einen schönen Ausblick auf die Stadt, wenn auch nur durch ein paar verschlossene Fenster.
Ein Stück weiter in Richtung Stachus, kamen wir am Bürgersaal vorbei. Das Haus sah von außen interessant aus, also gingen wir hinein. Hier wird in mehreren Bildern der Leidensweg von Jesus gezeigt. Recht interessant, aber auch etwas skurril: hier gibt es nämlich mehr Spendenbecher als Kreuze. So kam es einem zumindest vor. Und der Höhepunkt ist eine elektronische Kollekte. Da kann man tatsächlich mit seiner EC-, oder Geldkarte spenden. Was soll man auch sonst mit seinem ganzen gesparten anfangen. Hab ich so vorher noch nirgendwo gesehen. Mit einem Kopfschütteln ließen wir dies hinter uns.
Weiter gingen wir Richtung Karlsplatz Stachus und bekamen langsam etwas Hunger. Also suchten wir und suchten wir und gelangten schließlich irgendwann zum Viktualienmarkt.
Dort gab es einen Stand mit leckeren Frischkäseaufstrichen. Dazu ein großes Fladenbrot und wir konnten unseren Hunger stillen. Das war lecker. Und die Biergartenatmosphäre mit vielen seltsamen Leuten gab es kostenlos dazu.
Wir wollten uns an dem Tag auch noch mit Dirk, dem Bruder von Claudia treffen, er hatte jedoch noch zu tun und so fuhren wir mit dem Zug zum Olympiazentrum. Dort machten wir noch einen kleinen Spaziergang und bestaunten die eigenwilligen Dachkonstruktionen.
Danach ging es zurück Richtung Zentrum, wo wir uns dann mit Dirk trafen und eine Runde durch den englischen Garten drehten.
Danach ging es zurück zu Robin und Grit. Nachdem wir ziemlich viel gelaufen waren, hatte es nicht unbedingt Ruhetagcharakter, eher die besagte aktive Erholung. Wir schliefen auf jeden Fall sehr gut und freuten uns schon darauf, am nächsten Tag wieder in die Berge zurückzukehren.
Die technischen des Ruhetages:
• Streckenlänge: viele km zu Fuß!!!
• Zeit: den ganzen Tag!!!
7. Tag – Von München nach Bad Tölz per Bahn und von da bis an den Schliersee
Auch dieser Morgen begann mit einem Frühstück zusammen mit unseren Gastgebern. Anschließend packten wir wieder alles zusammen, auch unsere nun frisch gewaschenen Fahrradklamotten. Das ist schon sehr praktisch und das werden wir auch in Zukunft so machen. Ein Ruhetag ist nicht nur für den Körper wichtig, sondern auch gut geeignet, um die Fahrradkleidung wieder frisch zu machen.
Wir machten uns also auf den Weg zum Bahnhof Harras. Dieser liegt an der Strecke nach Bad Tölz und wenn wir dies schon auf dem Hinweg gewusst hätten, dann hätte ich mir den Ärger über die blöde Taube vielleicht gespart. Aber egal.
Wir kamen auf dem Bahnhof an und ich kaufte uns die Tickets. Der Zug fuhr gerade ein und wir hatten Mühe die Fahrräder schnell genug die Treppe hoch zu wuchten, um noch rechtzeitig einzusteigen. Es gelang uns aber und so mussten wir nicht noch eine Stunde warten.
Im Zug war es diesmal ruhiger und wir kamen mit einem älteren Ehepaar ins Gespräch. Sie wollten wissen, wo wir denn hin wollen und was wir denn alles in den vielen Taschen transportieren. Nach einer kurzen Erläuterung staunten sie nicht schlecht. Zu unserem Glück sagten sie uns, dass wir aber, um nach Bad Tölz zu kommen, nicht im richtigen Wagen seien. Dieser hier führe nämlich nach Gmund am Tegernsee und nur die hinteren Wagen nach Bad Tölz. Gut, dass wir dies erfuhren. Wir wollten ja schon auch nach Gmund, aber eben mit dem Fahrrad und nicht mit dem Zug.
Zurück in Bad Tölz, fuhren wir erneut die schöne Marktstraße entlang, verpassten aber den direkten Widereinstieg in den Radweg. Da wir aber eh noch einkaufen wollten, nutzten wir kurz die Bundestrasse, um aus dem Ort zu kommen. An einem Supermarkt wurde dann eingekauft.
Endlich wieder zwischen den Bergen und in der Natur radelnd, verließen wir Bad Tölz in Richtung Tegernsee. Dazwischen ging es aber gleich wieder ordentlich bergauf. Unsere Beine waren zwar gut ausgeruht, mussten sich aber trotzdem erst wieder an die Belastung gewöhnen. Also ließen wir es wieder gemütlich angehen und machten die eine oder andere kleine Pause.
Auf dem höchsten Punkt, vor der Abfahrt zum Tegernsee, kam mir dieses Schild ins Blickfeld. Etwas erschrocken hielt ich an (was mir eh gerade recht kam, es ging nämlich ziemlich steil bergan) und stellte fest, dass ein Golfplatz die Straße querte. Es hätte also durchaus sein können, dass man einen eben abgeschlagenen Golfball abbekommt. Und da sage noch einer, es wäre sinnlos, beim Radfahren einen Helm zu tragen.
Nun dieser Golfplatz hier, lag jedenfalls wunderschön auf einem Berg und man hatte eine tolle Aussicht.
Noch schöner war allerdings die Abfahrt hinunter ins Tal in Richtung Tegernsee.
Wir hatten es wie schon gesagt nicht eilig und es war gerade Mittagszeit (bei uns immer irgendwann zwischen 13 und 14 Uhr). Also suchten wir uns eine Bank mit schöner Aussicht über den See. Gesucht gefunden und schon konnten wir unser Essen genießen. Es kamen eine Menge Radler vorbei, die uns alle neidisch zusahen.
Einer hielt an, um den schönen Blick zu genießen und im nächsten Moment kippte er nach links eine Böschung hinunter. Das sah echt gefährlich aus, er kippte wirklich um wie ein Stein. Es stellte sich heraus, dass sich sein Schnürsenkel um die Pedale gewickelt hatte und er also fest mit selbiger verbunden war.
Sah lustig aus, aber nicht weit von seinem Einschlagkrater verlief ein Weidezaun, der in Bayern wie so häufig aus Stacheldraht bestand. Das hätte vielleicht eine Sauerei gegeben!
Weiter ging es durch Gmund hindurch wieder einen schönen Berg hinauf. Unser Ziel war der Schliersee kurz hinter Hausham. Es gab zwar auch einen Zeltplatz in Gmund, aber wir wollten noch ein Stück weiter kommen.
Als wir den Zeltplatz nach einigen Kampfeinlagen (da war es echt steil!) und Naschpausen im Wald (wir hielten oft wegen diversen Beeren an!) erreicht hatten, brauchte ich erst einmal mindestens eine halbe Stunde für die Anmeldung.
Die Betreiber waren ein altes bayrisches Ehepaar, das sich die ganze Zeit angiftete. Man verstand davon zwar nur die Hälfte, aber das reichte auch. Vor uns waren noch einige andere Gäste angekommen und denen wurde lang und breit erklärt, was sie tun dürfen und was nicht. Um nicht noch einmal alles anhören zu müssen, stellten sich alle ankommenden näher heran, um gleich mitzuhören. Das verkürzte die Wartezeit erheblich.
Endlich angemeldet suchten wir uns ein schönes Stück Wiese direkt am See und bauten unser Zelt auf. Nach einem ordentlichen Topf Nudeln testete Claudia mal die Wassertemperatur und kam nicht weiter als bis zu den Knien.
Der See ist wunderschön und wir genossen den herrlichen Ausblick. Der Versuch uns eine Ente zum Abendessen zu fangen, scheiterte jedoch kläglich!!!
Auch sonst ist der Zeltplatz absolut in Ordnung, wenn man mal etwas von den schrulligen Betreibern absieht, aber damit konnten wir gut leben.
Neben uns kam ein netter Mann mit seinem Neffen mit den Fahrrädern an. Sie waren auf dem gleichen Weg unterwegs wie wir. Wir tauschten ein paar Erfahrungen aus und freuten uns gemeinsam über den schönen Zeltplatz.
Am Abend wurde auf der anderen Seite des Sees ein Fest gefeiert, die Musik war laut und deutlich zu hören. Das konnte uns aber nicht von unserem verdienten Schlaf abhalten.
Die technischen Daten der fünften Etappe:
• Streckenlänge: 45 km
• Fahrzeit: 2 h 35 min (reine Fahrzeit)
8. Tag – Vom Schliersee bis an den Chiemsee
Am nächsten Morgen stand Claudia mal vor mir auf und machte ein paar schöne Bilder vom Sonnenaufgang.
Und auch von mir, wie ich gerade geblendet das Zelt verlasse. Um uns herum versammelte sich eine Gruppe Enten und zwei Schwäne. Die waren schon so an die Urlauber gewöhnt, oder vielleicht besser schon so von den Urlaubern verwöhnt, dass sie einem fast auf die Füße traten.
Wir aßen trotzdem im Freien und waren dabei immer wieder damit beschäftigt, die aufdringlichen Tiere zu verscheuchen.
Nach Frühstück und der üblichen Einpackaktion ging es los. Am See entlang fuhren wir recht flach in Richtung Fischbachau und Sonnenreuth.
Hier stoppten wir kurz an einem Supermarkt, um Verpflegung für den Tag zu kaufen. Man hätte sicher auch mal mehr kaufen können, aber der begrenzte Platz in den Taschen und das zusätzliche Gewicht hielten uns davon ab. Von Sonnenreuth aus, ging es dann heftig und lange bergab.
Oben stoppten wir kurz, um den Blick auf das Tal, in welches wir gleich fahren wollten zu genießen.
Und dann ging es los. Das Gewicht unserer Räder zog uns erbarmungslos, der Schwerkraft folgend, ins Tal hinunter. Geschwindigkeiten von über 60 km/h waren kein Thema. Ich war erneut froh, dass ich Claudias Bremsen noch vor dem Urlaub erneuert hatte, blickte mich aber trotzdem immer wieder um, um mich zu vergewissern, dass sie noch auf ihrem Gefährt saß.
In der rasenden Abfahrt verpassten wir einen Abzweig des Radwegs nach rechts und so kamen wir direkt in Bad Feilnbach an. Ein netter Verkäufer eines Fahrradladens erklärte uns aber, wie wir auf kürzestem Weg wieder auf die richtige Fährte kommen konnten.
Das gelang uns auch und so ging es weiter bis nach Kirchdorf.
Wir fanden erneut eine schöne Stelle für unser Mittagessen,
und genossen den schönen Ausblick.
Unser Ziel sollte an diesem Tag der Chiemsee sein. Der liegt zwar nicht direkt an der Strecke, ist aber von Bernau nur wenige Kilometer entfernt. Bis dahin ging es aber noch einmal ein ganzes Stück bergauf.
Hinter Aschau dann wieder eine kurze Abfahrt nach Bernau und von da an auf dem Chiemsee-Uferradweg Richtung Chiemsee. Wir hatten uns zuvor in einer Touristeninformation informiert, wo es denn Zeltplätze am Chiemsee gibt. Als wir den ersten erreicht hatten, konnten wir es kaum glauben, was uns da als Zeltplatz erwartete. Eigentlich war es nur ein Parkplatz. Die einzigen Grünen Stellen waren ein paar Flecken mit Unkraut, der Rest des Platzes war Schotter. In der Mitte stand ein Bauwagen als Büro und von Sanitäreinrichtungen nichts zu sehen.
Wir hielten gar nicht erst an und waren uns sofort einig, dass wir hier mit Sicherheit nicht bleiben wollten. Also mussten wir noch ein paar Kilometer weiter am See entlang fahren, um den nächsten Zeltplatz zu erreichen. Dieser war dann wesentlich besser. Wenn auch die Zeltwiese keine solche war, sondern auch eher ein etwas steiniger Platz. Aber irgendwann bekam ich die Erdnägel zur Befestigung des Zeltes doch hinein. Ein großer Stein half mir dabei.
Vor dem Essen wollten wir noch baden gehen, also fix umgezogen und rein ins Wasser. Es war herrlich erfrischend, nachdem es am Tag wieder ziemlich sonnig und warm war. Wir schwammen eine Runde und dann hatten wir so richtig Hunger.
Eine Bank direkt am See gefiel uns ganz gut und so beschlossen wir, direkt dort zu kochen und zu essen. Gesagt getan!
Claudia schoss noch ein paar sehr schöne Bilder, etwas Zeit zum lesen blieb auch noch und dann rief die Dusche schon nach uns.
Auf dem Zeltplatz gab es dann gegen 22 Uhr eine Lautsprecherdurchsage, dass ab sofort Nachtruhe herrsche und man dies bitte einhalten solle, um nicht vom Platz verwiesen zu werden. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und so ging bei uns das Licht aus.
Die technischen Daten der sechsten Etappe:
• Streckenlänge: 78 km
• Fahrzeit: 4 h 30 min (reine Fahrzeit)
9. Tag – Vom Chiemsee bis nach Piding (Bad Reichenhall)
Ein Blick auf die Karte ließ mich feststellen, dass es nicht mehr wirklich weit war bis an unser Endziel. Die Verteilung der Zeltplätze machte es jedoch erforderlich, heute noch mal eine längere Strecke zu fahren.
Nach dem Aufstehen frühstückten wir wieder auf der Bank direkt am See.
Es war noch recht kühl, aber der Wetterbericht ließ wieder einen heißen Tag erwarten. Wir packten also unsere Sachen und machten uns auf den Weg.
Es begann zunächst einigermaßen flach, aber es sollten noch einige giftige Anstiege auf uns warten. Wir fuhren also über Grassau nach Bergen und von da hinauf.
Vor Siegsdorf kamen wir an einer Mineralwasserfirma vorbei. Adelholzener stand in großen Buchstaben geschrieben. Über dem Eingang stand etwas von Wasserwelt und wir schauten uns das genauer an, offenbar eine Ausstellung über die Firma und die Entstehung des Mineralwassers. Leider waren wir etwas zu spät da. Es war nämlich schon geschlossen. Also rollten wir weiter.
Nach einem weiteren kurzen Anstieg, der Claudia aber ziemlich entkräftete und deshalb enttäuscht oben ankommen ließ, ging es hinab ins Tal nach Siegsdorf.
Dem Fluss folgend ging es weiter Richtung Traunstein und weil wir langsam Hunger bekamen, machten wir unsere Mittagspause, um wieder zu Kräften zu kommen.
Dies war auch nötig, denn hinter Traunstein verließen wir das Flusstal. Es ging einen kurzen aber sehr steilen Anstieg hinauf.
Wir fuhren weiter auf einer Ebene entlang, wo wir glücklicherweise Unterstützung vom Wind bekamen.
Einer Steilen Abfahrt in ein kleines Tal folgte ein ebenso steiler Anstieg. Vor einer Kreuzung unten im Tal hätte man eigentlich bremsen müssen, aber wir wollten den Schwung nutzen und rollten… rollten… MIST… leider nur ein kleines Stück den Berg wieder hinauf. Blöde Schwerkraft, wer das erfunden hat!!!
Zwischen Teisendorf und Anger verließen wir wieder einmal die befestigte Straße und es ging zunächst durch den Wald. Dann kamen wir über eine große Wiese auf einem schönen weißen Schotterweg.
Dies erinnerte mich an einen Bericht über ein Radrennen in Italien. Und zwar auf den weißen Straßen in der Toskana. Aber ich schweife ab…
Im netten Örtchen Höglwörth machten wir einen kleinen Abstecher zu einer hübschen Kirche.
Dann ging es weiter nach Anger. Meine Karte zeigte mir, dass es vor Anger noch einen steilen Anstieg geben musste. Den wollte ich Claudia ersparen, was mir durch eine kleine Abweichung auch gelang.
So war der Weg also frei für die lange Abfahrt bis ins Tal des Flusses Saalach, hinunter nach Piding.
Dort angekommen wurde für das Abendessen eingekauft und dann war es nicht mehr weit bis zum Zeltplatz. Dieser liegt direkt am rauschenden Fluss und ist sehr zu empfehlen. Es war viel Platz und wir suchten uns ein ruhiges Fleckchen am hintersten Ende der sehr langen Zeltwiese.
Dies hatte zur Folge, dass wir zum Duschen usw. mit dem Rad fuhren. Dann natürlich zum ersten mal wieder ohne Gepäck. Ein sehr seltsames Gefühl. Man dachte das Rad ist kaputt oder man kann nicht mehr fahren. Irgendwie ein total instabiles Gefühl. Geradeaus ging es dabei nur sehr selten. Schon seltsam wie man sich an das Fahrverhalten eines voll bepackten Rades gewöhnt hatte.
Wir beobachteten noch einige andere Ankömmlinge beim Aufbau ihres Zeltes und vor allem beim Kampf mit dem harten, steinigen Boden, bevor uns das laute Rauschen des Flusses sanft einschlafen ließ.
Die technischen Daten der siebenten Etappe:
• Streckenlänge: 78 km
• Fahrzeit: 4 h 30 min (reine Fahrzeit)
10. Tag – Von Piding bis an den Königssee
Die letzte, eigentlich kurze Etappe stand an, aber es sollte keine einfache werden. Das Profil lässt es schon erkennen, es ging noch einmal vorwiegend nach oben.
Bis Bad Reichenhall fuhren wir entlang des Flusses. Im Ort angekommen, drehten wir eine Runde durch die recht schöne Stadt.
Aber dann zog es uns weiter, wir hatten ja schließlich ein Ziel vor Augen. Aus Bad Reichenhall heraus ging es gleich mal ordentlich steil nach oben.
Bis nach Bayrisch Gmain und Großgmain. Durch die beiden Orte eher flach, aber dann kam noch mal ein richtiger Hammer im Wald.
Hier ist deutlich erkennbar wie steil es hinauf ging. Auch ich war wieder einmal froh, dass ich mich beim fotografieren ausruhen konnte.
Hinzu kam auch noch die Sonne, die uns auch noch von oben aufweichen wollte. Es gelang ihr aber nicht, wir blieben standhaft und fuhren weiter. Stets gut steigend ging es bis nach Hallthurm. Endlich oben angekommen, ging es dann auf der Bundestrasse weiter und sogar mal bergab.
So rollten wir dann nach Bischofswiesen hinein. Dort kauften wir noch Lebensmittel ein und dann wollten wir endlich ankommen.
Also weiter runter ins Tal nach Berchtesgaden und am Bahnhof vorbei, den Fluss entlang durch den Wald.
Wir kamen am Zeltplatz vorbei und Claudia wollte gleich da bleiben und aufbauen. Ich wollte aber unbedingt gleich erst einmal zum Königssee fahren und offiziell ankommen. Ausnahms-
weise konnte ich mich durchsetzen und so rollten wir noch das kurze Stück bis zum See.
Das erste, was wir dort sahen war ein großer Parkplatz. Als wir uns dann tatsächlich durch die Menschenmengen durchgekämpft hatten, erreichten wir tatsächlich unser Ziel.
Ausnahmsweise überhörte ich die bösen Bemerkungen einiger Leute, die sich beschwerten, was wir denn hier mit dem Rad wollen und ersparte mir jeglichen Kommentar.
Man fühlte sich wohl durch uns sportlich aussehende Radler gestört, wo man doch so schön gemütlich im Bus hierher gekommen war, um ein Schnitzel mit Pommes zu essen und sich dann eine Runde über den See schippern zu lassen. Ich hatte also Verständnis mit den armen Leuten.
Wir setzten uns erst einmal auf eine Bank und genossen den Moment (und das Menschenkino), doch dann kam ein deutliches Hungergefühl und zudem zogen dunkle Wolken auf. Also zurück zum Zeltplatz und an die Anmeldung. Das ging fix, aber es fing auch sofort an ordentlich zu regnen. Das mussten wir also abwarten, zum Glück dauerte es nicht lange. Als es wieder trocken war, bauten wir das Zelt auf und gingen erst einmal duschen.
Am Abend machten wir noch einen kleinen Spaziergang an den See, wo durch den Regen Nebelschwaden aufstiegen.
Claudia entdeckte noch ein schönes Motiv und ich hielt es mit der Kamera fest. Eines unserer Lieblingsbilder dieses Urlaubs (neben dem von der netten Fotokuh!!!)
Auf dem Rückweg gönnten wir uns zur Belohnung noch eine Pizza. Die war ganz gut, aber der Tischnachbar war ein unheimlich anstrengender Mensch. Von sich und seinem Geld überzeugt, erläuterte er der Wirtin, dass er nicht verheiratet sei und zwar aus gutem Grund. Das hätte er nicht erwähnen müssen, uns war klar, dass es mit so einem, na ja sagen wir mal Proleten, niemand lange aushalten konnte.
Am Abend regnete es wieder und so legten wir uns zur Ruhe. Ich schmiedete schon Pläne für den nächsten Tag, wir hatten unseren Reservetag nicht benötigt und so hatten wir noch einen Tag zum Ausruhen am Königssee. Was daraus werden sollte folgt.
Die technischen Daten der achten Etappe:
• Streckenlänge: 30 km
• Fahrzeit: 1 h 55 min (reine Fahrzeit)
11. Tag – Königssee mit Wanderung auf den Jenner
Als wir aufwachten, war es zwar noch bewölkt, aber der Wetterbericht meldete für den Tag keinen Regen. In anbetracht dessen, holte ich mir eine Wanderkarte (zusammen mit frischen Brötchen für das Frühstück) und suchte uns einen Berg aus, auf den wir wandern könnten.
Es sollte nicht zu anstrengen werden, deshalb einigten wir uns darauf, dass wir mit der Seilbahn bis zur Mittelstation des Jenner fahren und den Rest bis zum Gipfel laufen. Ein fataler Fehler, wie sich später herausstellen sollte.
Gesagt getan, nach dem Frühstück gingen wir los zur Seilbahn. Und schon ging es ab nach oben.
Es war gemütlich in der Zweierkabine und man hatte einen netten Ausblick.
An der Mittelstation angekommen, machten wir uns an den Aufstieg.
Unsere Beine waren nicht wirklich frisch, das merkten wir recht schnell. Aber wir kamen trotzdem ganz gut voran. An der Mitterkaseralm machten wir eine Pause und genehmigten uns ein Kasbrot (zu Deutsch: Käsebrot).
Das Brot hätte gern auch frisch sein können, aber egal. Weiter ging es begleitet von vielen Kühen den Berg hinauf. Am Wegesrand immer mal wieder nette Motive, seien es Blätter oder der Blick hinunter auf den Königssee.
Kurz vor der Bergstation also auf fast 1800 m Höhe, immer noch Kühe.
Die gemütlichen Tiere ließen sich auch gern fotografieren. Ich hatte aber trotzdem etwas Respekt.
Auch hier gab es wieder eine Fotokuh. Nein nicht links im Bild!!! (Links steht doch der Ochse!!!)
Von der Bergstation aus, genossen wir die Aussicht und machten uns dann auf den Weg hinunter.
Der Weg führte zunächst nur einen schmalen Pfad entlang in Serpentinen. Da fiel uns schon auf, dass es anstrengender war als erwartet. Wir liefen also und liefen und es wurde immer schlimmer.
Bei unserem Abstieg kam uns auch noch eine Gruppe Mountainbiker entgegen. Gerne hätten wir mit denen getauscht, allerdings nicht berghoch sondern bergab. Nicht alle von denen waren noch zum Grüßen in der Lage. Es ging aber auch echt steil hoch da (oder eben runter für uns).
Irgendwann haben wir die Schmerzen in unseren Oberschenkeln und den Schienbeinen ignoriert und sind einfach nur noch gelaufen.
Unten angekommen, waren wir so kaputt, wie die ganzen Tage zuvor vom Radfahren nicht. Das würde einen ordentlichen Muskelkater geben, dass war uns schon klar. Claudia wollte nur noch zum Zelt und sich hinlegen. Ich überredete sie aber, sich lieber in ein Ruderboot zu legen, denn ich wollte wenigstens einen entfernten Blick auf das Kloster St. Bartholomä haben. Und mir taten ja auch nur die Beine weh, die Arme waren noch fit.
Wir mieteten uns als ein kleines Boot und ich ruderte los. Leider fing es dann doch etwas an zu regnen, zum Glück nicht sehr lange.
Zu meinem Erstaunen wollte Claudia dann doch noch selbst rudern. Ok, warum nicht, dachte ich mir. Sie hatte also auch noch ein paar Reserven.
Eigentlich wäre ich gern auch noch zum Malerwinkel gegangen, aber erstens konnte ich Claudia dann zu nix mehr überreden und zweitens ließen mich auch meine Beine spüren, dass sie mich nicht mehr leiden konnten.
Der Rückweg zum Zeltplatz war dann nicht mehr schön. Uns taten die Beine wirklich so weh, dass wir fast nicht mehr den kleinen Hügel zu den Duschen hinauf gekommen wären. Irgendwie haben wir das dann aber auch noch geschafft.
An das Abendessen kann ich mich schon nicht mehr erinnern, woran das wohl lag.
Wir haben auf jeden Fall sehr gut geschlafen, während der Regen auf das Zeltdach prasselte.
Die technischen Daten der Wanderung:
• Streckenlänge: keine Ahnung
• Höhenmeter: nach oben ca. 600 m, nach unten ca. 1200 m !!!
• Wanderzeit: ewig!!!
12. Tag – Heimreise von Berchtesgaden nach Dresden
Der nächste Morgen begann ebenso schmerzhaft wie der Abend zuvor. Unsere Beine ließen uns jeden Meter des gestrigen Abstieges erneut spüren. Wieder war es eine Qual zu den Waschräumen zu laufen. Aber es half nichts. Es regnete und so frühstückten wir im Zelt.
Nach dem Essen wurde der Regen weniger und wir nutzten die Gelegenheit, um das Zelt einzupacken. Es war zwar noch nass, aber wir blieben beim Einpacken wenigstens fast trocken.
Als alles verpackt war, schaute ich auf die Uhr und es war gerade erst 9:30 Uhr. So zeitig waren wir die ganzen Tage zuvor noch nicht abfahrbereit.
Eigentlich hatte ich geplant gegen 12:15 Uhr in den Zug zu steigen, aber da ich wusste, dass auch gegen 10:15 Uhr eine Verbindung bestand, machten wir uns schnell auf den Weg Richtung Berchtesgaden. Es ging zum Glück bergab, einen Berg hätten wir mit den Beinen wohl nicht mehr geschafft. Die Bewegung tat uns trotzdem gut.
Am Bahnhof angekommen, kaufte ich noch schnell die Tickets für die Fahrräder und dann konnten wir auch schon einsteigen und fuhren los. Zusammen mit etlichen anderen Radfahrern, die alle auf der Heimreise waren, ging es zunächst bis nach Freilassing. Von da weiter nach Landshut, dann nach Regensburg noch einmal umsteigen in Hof und dann erreichten wir den Dresdner Hauptbahnhof gegen 20:45 Uhr.
Das Umsteigen ging ganz gut, wir hatten ein Paar aus Ravensburg kennen gelernt, die den Radweg von Prag nach Hamburg radeln wollten. Also halfen wir uns gegenseitig beim Ein- und Aussteigen und beim Bahnsteigwechsel. Es gab einige Fahrstühle, so dass wir unsere schweren Räder nicht so viele Treppen hoch tragen mussten.
Bleibt noch das letzte Stück von Hof nach Dresden zu erwähnen. Das waren wohl die schlimmsten 2,5 Stunden Zugfahrt bisher. Manchen Leuten wird im Flugzeug schlecht, uns in dem Fall mal in der Bahn. Die Strecke zwischen Hof und Dresden ist wohl recht neu ausgebaut und es gibt viele Kurven, die entsprechend schräg ausgebaut sind, damit die Züge schneller fahren können. Da folgte dann eine Kurve der anderen und uns wurde immer übler. Dazu kamen der Geruch eines Bier trinkenden Bauarbeiters, das schlechte und aufdringliche Parfüm einer jungen Frau (um nicht Tussi oder Grillhühnchen zu sagen) und die übergelaufene Toilette. Das alles machte uns die Fahrt zur Hölle.
Als wir in Dresden ankamen, konnten wir fast nicht mehr geradeaus laufen. Dazu kam der Muskelkater, der sich durch die reichlich 10 Stunden sitzen auch nicht verringert hatte.
Wir radelten nur noch durch die Stadt nach Hause und als es uns dann wieder besser ging, kochte ich noch was Leckeres und der Tag war gelaufen.
Die technischen Daten des letzten Tages:
• Streckenlänge und Fahrzeit mit dem Zug: 777 km – 10 h 30 min
• Streckenlänge und Fahrzeit mit dem Fahrrad: 14 km – 0 h 45 min (reine Fahrzeit)
Fazit:
Alles in allem ein toller Radweg, in beeindruckender Landschaft und vielen Höhen und Tiefen (im wahrsten Sinne des Wortes)! Ich würde ihn jederzeit wieder fahren, aber vielleicht nicht mehr mit soviel Gepäck. Ich könnte mir die Strecke auch gut mit dem Rennrad vorstellen, dann sind aber einige Abweichungen erforderlich, die Waldpassagen sind nicht wirklich rennradtauglich.
Die technischen Daten gesamt:
• Streckenlänge: 550 km
• Fahrzeit: 32 h 50 min (reine Fahrzeit)
• Gepäck René: 30 kg normal, ca. 32 kg nach dem Einkaufen
• Gepäck Claudia: 23 kg normal, ca. 25 kg nach dem Einkaufen
Wer mehr erfahren möchte, der möge uns kontaktieren!
Ein super Reisebericht, mit vielen schönen Fotos und echt sympathisch und amüsant geschrieben!
Toller Bericht! Wir sind den Bodensee-Königssee-Radweg 2008 gefahren, haben aber in Hotels und Pensionen übernachtet. Die Fotos waren teilweise identisch mit meinen. Wir machen jedes Jahr eine Radreise und diese Tour war eine der schönsten, neben dem Oder-Neiße-Radweg den ich euch, da ihr recht naturverbunden scheint auch nur empfehlen kann. Wünsche euch weiterhin viel Spaß beim Radeln!
Ganz toller Bericht. Mir gefällt er deswegen so gut, weil die enthaltenen Informationen einem erlauben, die Strecke selber zu fahren. Vielleicht fahr ich die Strecke in diesem Sommer … aber ohne Zelt und weniger Gepäck.
Hallo
Ich schließe mich meinem Vorredner an. Sehr schön geschriebener Bericht mit vielen feinen Fotos. Aber sosry, wer grillt mit Alufolie unter dem Grillfleisch? Welch ein Frevel. Aber das nur am Rande. Ich wäre an die GPS Daten interessiert. Vielleicht auf: http://www.Travel-Cycle.com/forum vorbeischauen. Vielen Dank für den feinen Bericht. Ich hatte erst spät bemerkt, wer von euch beiden diesen geschrieben hatte. Ich erinnere nur an die Passage nicht die Kuh links, dort steht doch der Ochse 😉
Ein super schöner Bericht mit tollen Fotos. Sehr anschaulich und lustig beschrieben. Klasse.
Wir sind im Juli nach der Tour um den Bodensee auf der Strecke unterwegs – allerdings ohne Zelt usw. Wir genießen dann doch eher die Pensionen oder Gasthäuser.
Echt ein toller Bericht!!!
Und Hut ab vor der Leistung mit dem Gepäck.
Die Fotos sind echt Kalender reif…
Habt ihr eigentlich das Kloster mit dem Ruderboot erreicht? Beweisfoto fehlt 😉
Vielen Dank für den klasse Eindruck der Tour!
Hallo ihr zwei
Ich find eure Radtour einsame Spitze, natürlich auch die Berichte und die Foto`s. Ich fahre auch sehr viel mit dem Trekking Bike, bin in Konstanz geboren,lebe aber in Berlin. Vielleicht fahre ich irgendwann mal von Berlin zum Bodensee.
Viel Spaß noch bei den weiteren Touren