Der Leichhardt-Trail – ein Erfahrungsbericht
Am 23. Oktober 2013 jährt sich der Geburtstag Ludwig Leichhardts zum 200. Mal. Aus diesem Anlaß und zum Gedenken an den 1848 in Australien verschollenen Forscher wurde am 2. Mai 2013 im Süden Brandenburgs der „Leichhardt-Rad- und Wandertrail“ eröffnet. Gekennzeichnet ist er mit einem springenden Känguruh auf gelbem Grund und führt von Leichhardts Geburtsort Trebatsch zum Branitzer Park in Cottbus. Leichhardt, der in Cottbus das Abitur absolvierte, soll diesen etwa 54 km langen Weg oft zu Fuß zurückgelegt haben.
Ich wollte wissen, wie gut der Weg für’s Rad taugt. Aufgrund des weitgehend ebenen Streckenprofils und der Entfernung sollte er sich für einen Sonntagnachmittags-Ausflug mit Familie eignen. An einen sonnigen Tag machte ich mich also auf den Weg, aus praktischer Erwägung heraus vom westlichen Cottbuser Stadtrand nach Trebatsch.
Schon am Ortsausgang säumen Wildpflanzen den separat geführten Radweg.
Die typischen brandenburgischen Kiefernwälder spenden Schatten auf dem Weg, der auf diesem Teil mit dem Gurkenradweg (Kennzeichen: Gurke auf Fahrrad) identisch ist. Von diesem zweigt er im Wald innerhalb der Gemarkung Briesen nach rechts auf einen kurzen, unbefestigten Waldweg ab. Das Schild mit dem Känguruh nicht übersehen, denn auf dem gut ausgebauten Weg ist man flott unterwegs!
Mein Tip für die Gegenrichtung: In Briesen den Leichhart-Trail kurz verlassen und der Dorfstraße folgen, dort erreicht man den Radweg Burg-Cottbus, an dem man rechterhand den Gasthof „Alter Spreewaldbahnhof“ findet. Die Einkehr lohnt sich! Wenn man danach Richtung Cottbus weiterfährt ist man automatisch wieder auf dem Leichhart-Trail.
Wir fahren aber in Briesen auf einem schmalen Asphalt-Band
rechts um die Kirche herum, wechseln an der abknickenden Vorfahrt auf die linke Straßenseite und fahren geradeaus Richtung Spreeaue weiter.
So romantisch Wald, Wiesen und Wasser sind – hier lauern Mücken!
Daß Stromerzeugung der Hauptindustriezweig Brandenburgs ist bleibt nicht lange verborgen.
Land- und Forstwirtschaft gehören ebenfalls zu Brandenburg.
Nachdem wir die Orte Schmogrow, Saccasne und Neu Byhleguhre hinter uns gelassen haben, erreichen wir Byhleguhre. An der Einmündung rechts und gleich wieder links fahren. Das Schild, sofern noch vorhanden, steht etwas abseits und niedrig, sodaß es nicht sofort ins Auge fällt.
Sofern man den „Kiesschacht“ passiert ist man auf dem richtigen Weg nach Byhlen, der wiederum durch Wald führt. In der Ortsmitte von Byhlen nach rechts Richtung „Pintschens Quell“ abbiegen, an der kurz darauf folgenden Gabelung links halten. Eine asphaltierte Straße führt uns mit leichtem Gefälle aus dem Ort. Man möchte ihr folgen, doch vor der Linkskurve führt der Trail geradeaus auf den „Teerofen-Weg“. Damit endet auch das Rad-Vergnügen. Was jetzt kommt, nennt der Prospekt „naturbelassen“, was bedeutet, daß sich der Weg als ziemlich sandiger Feld- und Waldweg entpuppt,
der Kondition, Körperbeherrschung und mindestens ein gutes Trekkingbike erfordert, trotzdem wird sich gelegentliches Absteigen nicht vermeiden lassen, besonders, wenn man mit Gepäck unterwegs ist. Dort, wo der Weg befestigt ist, trifft man auf spitze Schottersteine, die Reifen und Felgen gefährden und im Falle eines Sturzes schmerzhafte Verletzungen hervorrufen können.
Nach ca. 1,7 km wird eine Waldweg-Kreuzung erreicht, hier
links abbiegen auf einen Weg, den wohl Spaßvögel
„Cottbuser Straße“ genannt haben. Diesem Weg bis zur Hütte bei „Rampe VI“ folgen.
Tip: Wer es einfacher mag: Am Ortsausgang Byhlen der Straße bis „Pintschens Quell“
folgen, an der dortigen Waldweg-Kreuzung nach links abbiegen. Der Weg ist zwar nicht wesentlich besser, aber kürzer. Bei „Rampe VI“ erreicht man wieder den Trail.
Neben Spuren der in den Sechzigern eingestellten Spreewaldbahn
findet man auch „fließendes Wasser“
und einen großen Grill in der Hütte. Wer wohl mitten im Wald grillt?
Auf einem geschotterten Weg geht’s weiter nach Mochow (Vorsicht beim Überqueren der L44). In Mochow unter der Eiche nach links und an der Linde geradeaus fahren, ein grüner Balken weist den Weg, der als separater Schotterstreifen nach Goyatz führt.
Kurz vor Goyatz weist ein Känguruh-Schild nach rechts – dem Weg in den Wald zu folgen ist aber wegen des Bewuchses eine Zumutung. Besser ist, geradeaus bis zu Hauptstraße zu fahren und auf dieser dann ein kurzes Stück nach rechts
bis zum ehem. Bahnhof Goyatz, dort links halten.
Zeitzeugen der ehemaligen Spreewaldbahn
Stroh-Känguruhs erinnern an Leichhardts Australien-Expeditionen.
Gleich nach dem Bahnhof trifft man das Restaurant „Café am See“, das für sein Eis berühmt ist.
der kleine Schwielochsee lädt zum Bad ein
Auf dem nun wieder asphaltierten Radweg nach Zaue begegnet uns plötzlich ein Kunstwerk
mit Überraschungen.
und wieder die typische Wiesen-Wasser-Wald-Landschaft
wieder am Schwielochsee entlang
finden wir lauschige Buchten
und auf dem Campingplatz Zaue leibhaftige Känguruhs!
Nach einem längeren Anstieg haben wir noch einmal einen schönen Blick auf den See
und sehen schon das Ziel in der Ferne.
Bevor wir die Kirche erreichen
finden wir Australien als Grundriß vor dem Leichhardt-Museum
und auch wieder das „National-Tier“
An Gedenkstein
und Leichhardt-Skulptur endet die Reise nach ca. 50 km an der Kirche zu Trebatsch.
Trotz der sommerlichen Temperatur eine angenehme Fahrt, aber wegen des kaum befahrbaren Pilzsammler- und Waldweges für Familien und Rennräder leider nicht empfehlenswert.
Super Bericht – hat mich vor einer weiteren brandenburgischen Radtourenttäuschung bewahrt !
Danke Wolfgang! Welches ist/sind denn Deine andere/n Enttäuschung/en? Es gibt ja viele schöne und interessante Radwege und -Touren hier in Brandenburg, ich stoße auch immer wieder auf unbekannte Wege abseits des (Massen-) Tourismus. Da kann man sich leicht abwechslungsreiche Strecken für eine abendliche 20-km-Tour zusammenstellen. Des „Leichhardt-Trails“ hätte es so nicht bedurft, es drängt sich der Verdacht auf, daß im Zusammenhang mit dem 200. Geburtstag unbedingt „etwas gemacht werden mußte“. Aber von Byhleguhre aus ist man auch schnell in Straupitz bei Holländermühle, Schinkelkirche und Leinöl….
Ich weiß gar nicht was Ihr habt. Ich finde es gut das es noch solche Wege gibt. Von asphaltierten und überlaufenden Radwegen haben wir ja genug. Außerdem würde ein solcher Weg dann den Charakter eines Outback widersprechen. Den Weg deshalb zu verlassen nur um es leichter zu haben, da betrügt man sich selber und brauch nicht noch einen Bericht darüber schreiben. Und wenn mal das eine oder andere Schild fehlen sollte, Leichhardt hatte in Australien auch keine. Man muss auch nicht vom Weg abfahren wenn man etwas essen möchte, dafür sind die Hütten am Weg gedacht mit den Feierstellen. Man muss sich nur darauf einstellen und etwas einpacken und vor allem auch das richtige Rad, so wie es im Flyer steht. Und ich finde die Idee Klasse, eine Möglichkeit diese Tour an Zwei Tagen auch mal im Winter zu machen und dort zu übernachten. Ein echtes Abenteuer eben. Einzig was ich zu bemängeln habe das, das kleine Museum bisher immer zu hatte. Sogar am 09. Oktober einem Feiertag und das man in Branitz am Besucherzentrum so gut wie gar nicht aussagefähig ist. Es lagen an beiden Stellen auch keine Flyer aus, welche das Interesse der Leute wecken könnten diesen Trail zu fahre, oder zu erwandern. Ich für meinen teil bin den Trail jetzt schon zwei x zwei gefahren. Früh hin und Nachmittag zurück und es wird nicht das letzte mal sein. Schließlich gibt es vier Jahreszeit und jedes hat seinen ganz besonderen Flair und damit auch andere Bedingungen auf der Strecke und der am Wegesrand zu beobachtenden Natur.
Matthias
Hallo Matthias,
danke für Deinen Beitrag! So wird das Bild umfassender. Von welchem Museum sprichst Du? Ich finde es auch traurig, daß der Weg so wenig beworben wird und daß man kaum eine Information bekommt, deswegen hatte ich mich auch auf den Weg gemacht, um ihn zu erproben. Wo hast Du gelesen, daß der Weg an Australien und Outback erinnern soll? Nach meiner Information soll es der Weg sein, den Reichhardt von Trebatsch nach Cottbus „gegangen sein könnte“. Und wenn man dem folgen will, braucht man Schilder. Wie dem auch sei, ein Naturerlebnis ist er allemal, bestimmt zu jeder Jahreszeit. Und mit dem passenden Rad, da hast Du recht.
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