Impressum | Datenschutzerklärung
Sie befinden sich hier » Radreise » Regionen » Europa » Island » Radreise Island 2010

Radreise Island 2010

Auf dem Weg nach Landmannalaugar

Eine viele hundert Kilometer vom europäischen Festland entfernte Insel mit einer nahezu unberührten und faszinierenden wilden Landschaft, kein anderes europäisches Land bietet so ein Kontrastprogramm.

Die abwechslungsreiche Landschaft der Fjorde mit ihren grandiosen Steilküsten beherrscht den Nordwesten und Osten des Landes. Das Bild des kaum bewohnten Landesinneren wird von Wüsten und Vulkanen geprägt.

Immer neue Überraschungen warten in der so urweltlichen Landschaft auf den Besucher. So befinden sich heiße Quellen neben riesigen Inlandgletschern und Moos überzogene Lavafelder neben farbenprächtigen Rhyolith- Bergen. Auf spektakuläre Wasserfälle folgen in der unmittelbaren Nachbarschaft dampfende Geysire.

In dieser aufregenden und zugleich beruhigenden Welt gelingt es, Abstand vom stressigen Alltag zu finden. Das war zwar keine Weltreise, doch eine Reise in eine andere Welt, und mit ihr wurde für mich ein lang gehegter Traum war! In der Zeit vom 26.06.2010 bis 17.07.2010 legte ich ca. 1.600 km auf der Insel zurück.

Nach Pingvellir

DPP_01

Lange Auf- und Abfahrten

Für einen Flachländer wie mich wurde die erste Bergetappe schon zur Herausforderung. Nach der dritten Steigung mit dem Hinweis 16 % hörte ich auf zu zählen.

DPP_02

Almannagja

Weiter in Richtung Norden durchfuhr ich den Nationalpark Pingvellir, diese Landschaft entstand hier im Laufe der letzten 9.000 Jahre. Die 10 Kilometer breite und 40 Kilometer lange Senke befindet sich auf der sogenannten „isländischen Dehnungszone“. Hier driften die nordamerikanische und eurasische Platte langsam auseinander. Im Westen befindet sich die Schlucht Almannagja (Allmännerschlucht), bereits ab dem Jahre 930 fanden hier Treffen der isländischen Goden statt, um verbindliche Regeln für das Zusammenleben zu schaffen und hier wurde mit dem Althing eine Art Inselparlament gegründet.

DPP_03

Toller Nachthimmel mit dem Abendrot und gleichzeitig erscheint auch das Morgenrot, denn die Sonne verschwindet nur für ca. 3 Stunden am Horizont.

 

DPP_4

Geysir

Nach der nächsten Steigung sah ich auf Laugarvatn, dem letzten Ort vor meiner Hochlandquerung, in dem ich die Lebensmittelvorräte noch auffüllen konnte. Es war für die nächsten 200 Kilometer die letzte Möglichkeit, sich zu versorgen. Das Sortiment war üppig und so verließ ich den Laden mit vollen Taschen. Die weitere Strecke meinte es gut mit mir, eine asphaltierte Straße, nur leichte Steigungen, und sogar noch etwas Rückenwind begleiteten mich. Auf dem weiteren Track kam ich gut voran und erreichte schließlich Geysir, der Ort war schon von Weitem als touristische Attraktion auszumachen. Viele Reisebusse und Reisegruppen hatten hier halt gemacht, um das Geothermalgebiet zu erkunden. Geysire, Solfatare und Fumarolen zeugen von der enormen Erdwärme. An Solfataren treten Schwefelwasserstoff und 100 bis 200 °C heißer Wasserdampf aus. Anders bei Fumarolen, dort treten vulkanische Gase und Dämpfe mit einer Temperatur von 200 bis 800 °C aus. Befinden sich Fumarole unter einer mit Wasser oder Schlamm bedeckten Oberfläche, so werden sie als Schlammtöpfe bezeichnet. Auf Island befinden sich 25 solcher Hochtermalgebiete, das größte befindet sich bei Landmannalaugar. So oder so ähnlich stand es jedenfalls in meinem Reiseführer. Das stark besuchte Geysir- Gebiet zählt mit dem Wasserfall Gullfoss und der Schlucht Pingvellir zum sogenannten „Golden Circle“ und gehört damit zu den Highlights einer Islandreise. Während meines Besuches dieses blubbernden und dampfenden Gebiets wurde meine Aufmerksamkeit auf den aktiven Geysir Strokkur (Butterfass) gelenkt. Alle 8 bis 10 Minuten schoss von ihm eine Heißwasserfontäne ungefähr 20 m in die Höhe. Beeindruckt von diesem Schauspiel, klickten jede Menge Fotoapparate, auch ich hatte nun Fotos zur Erinnerung auf meiner Speicherkarte.

Gullfoss

Gullfoss, Regenbogen am Wasserfall

Auf  der S 35 fuhr ich weiter und erreichte nach 10 Kilometern den spektakulären Wasserfall Gullfoss (Goldener Wasserfall). Auf einem schmalen Pfad ging ich bis zu den Gischt sprühenden Kaskaden, über die das Wasser in die Tiefe stürzte. Dank des guten Wetters konnte ich auch einen Regenbogen in dem Wassernebel sehen. Die Wassermassen werden von dem Gletscher Langjökull gespeist, um sich dann über die 1. Basaltstufe mit 11 m und danach über die 2. Kaskade mit 21 m in den Hvitá Canyon zu graben. Die Schlucht des Hvitá hat eine Tiefe von 70 m und erstreckt sich über 2,5 Kilometer. Am Wasserfall steht ein Gedenkstein zu Ehren einer Isländerin, die den Wasserfall vor dem Verkauf und der Nutzung zur Energiegewinnung schützte. Sie drohte unter anderem damit, sich in die Fluten des Wasserfalls zu stürzen, und ihr ist es zu verdanken, dass das Gebiet zum isländischen Staatsbesitz wurde.

DPP_6

Am Morgen führte ich noch nette Gespräche mit Reitern, die per Pferd im Hochland unterwegs waren. Die Touristen hatten in der Hütte übernachtet und wollten in Richtung Gullfoss weiterreiten. Am Himmel wurde es dunkler und wir beeilten uns, die Zelte abzubauen.DPP_7

Nach Hveravellir waren es 50 Kilometer Hochlandpiste und bei 5 bis 8 km/h zogen sich die Kilometer in die Länge. Auf der Waschbrettpiste schmerzten langsam die Hände von den Schlägen, die sie auf der Hochlandpiste auszuhalten hatten. Nur die weite Landschaft und die Ruhe entschädigten dabei für die Mühen auf der Kjölur-Route.

DPP_8

Nach etlichen holprigen Kilometern, die mich auf diesem trotzdem schönen Abschnitt durchgeschüttelt hatten, kam in weiter Ferne das Thermalgebiet in Sicht.

DPP_9

Dann baute ich mein Zelt an einem dampfenden Bach auf. So etwas hatte ich noch nicht erlebt, warmes Wasser in einem Bachlauf. Hier im Naturschutzgebiet gab es außer diesem Bach auch einen Hot Pot, der mit warmem Wasser von den Thermalquellen versorgt wurde. Diesen natürlich angelegten Badeteich suchte ich später auf, um meinem geschundenen Körper neues Leben einzuhauchen. Das Wasser hatte eine Temperatur von 35-38° Celsius.

DPP_10

Früh um 6:00 Uhr wurde ich wach und begann mir das Frühstück zu zubereiten. Während ich meine Sachen zusammenpackte, zogen sich sehr dunkle Wolken über dem Tal zusammen. Gegen 8:00 verließ ich den Campingplatz in Richtung Akureyri, und diesen Ort wollte ich an diesem Tag unbedingt erreichen. Gegen 9:00, als ich in meine Regensachen stieg, setzte leichter Regen ein und es gab keinen hellen Flecken mehr am Himmel. Noch gut 90 Kilometer bis nach Akureyri hatte ich noch vor mir und radelte schnell voran, um dieses Tal zu verlassen. An der nächsten Kurve bekam ich zu dem Regen noch starken, böigen Wind von der Seite. Es hätte mich einige Male fast vom Rad geholt. Zu meinem Frust wurde der Wind immer stärker, und auf einmal erfasste der Wind meine Kartentasche. Die Landkarte wurde wie von Geisterhand vor mir aufgeblättert, bevor sie vom Wind davon getragen wurde. Klatsch machte es und sie lag in einem Tümpel. Gut, dass ich eine wetterfeste Karte gekauft hatte, denn so konnte ich sie einfach aus dem Wasser ziehen und zurück in die Kartentasche legen. Das ging nochmal gut! Nur fahren konnte ich nicht mehr, der Wind wurde immer stärker und meine Sachen waren schon total durchnässt. Da kam leichte Verzweiflung auf, gerade erst 20 Kilometer gefahren, geschoben und es war schon 12:00 Uhr, Akureyri konnte ich an diesem Tag vergessen.

DPP_12

Ein Lichtblick auf der R1 war der Wasserfall Godafoss (Wasserfall der Götzen/Götter). Die Wolken hingen so tief, als wollten sie sich mit den Wassermassen des Godafoss vereinen. An diesem Ort soll sich einer Sage nach der Häuptling „Porgeir“ im Jahre 1000 zu einem Fürsprecher der neuen Religion gemacht haben.DPP_11

Das Wetter wurde besser und ich konnte meine Regensachen verpacken. Es waren nur noch 8 Kilometer Piste bis nach Mödrudalur. Der Ort befindet sich in einer fruchtbaren Gegend, hier betreiben Bauern noch Höfe. Der Campingplatz lag hinter einer Cafeteria, sehr schön auf einer langgezogenen Wiese. Während des Nachmittags hielten Busse und die Touristen wurden auf der Terrasse bedient, während sie die schöne Aussicht genossen. Als die Touristenbusse nicht mehr ihre Menschen ausspuckten, wurde es ruhig, nur der aufgeregte Hund einer Camperin war noch zu hören. Es gab an diesem Tag nur sehr wenige Übernachtungsgäste hier. Mein Abendessen konnte ich noch bei sonnigem Wetter genießen, bevor sich von Südosten erneut dunkle Wolken näherten und sich die feuchte Fracht über meinem Zelt ergoss.

DPP_13

Erster Blick zum Berufsfjödur

DPP_14

Wasserfälle, satte grüne Berghänge in den unterschiedlichsten Farbnuancen wechselten sich ab. In diesem Märchenland könnten Trolle und Elfen zu Hause sein. Bei der weiteren Abfahrt war Vorsicht geboten, der Splitt war tückisch und hätte leicht zu Stürzen führen können. Endlich erreichte ich Melshorn und bald auch die Fjordküste von Berufsfjödur.

 

DPP_16

Es ging an der Küste entlang mit Blick in den Lönsfjödur und weiter zur Brücke über den Jökulsa Loni.

Kopie von DPP_15

Ankunft in Höfn

DPP_18

Zwergglockenblumen

DPP_17

Schwäne im Skeiðarársandur

 

 

www.durchgedreht-online.de

Kommentare

Ein Kommentar zu “Radreise Island 2010

Schreibe einen Kommentar